Yared Dibaba: "Ich möchte mal ´ne Bar am See eröffnen!"
Er ist Moderator, Sänger, Entertainer, aufgewachsen in Äthiopien, aber sieht "De Welt Op Platt"! Aber was möchte Yared Dibaba unbedingt noch erleben, bevor er stirbt?
The Bucket List: things to do before you die!
Spätestens seit der Tragikkomödie "Das Beste kommt zum Schluss", in der Jack Nicholson und Morgan Freeman eine Liste erstellen, was sie vor ihrem Tod noch alles erleben wollen, wissen die meisten, was mit einer "Bucket List" gemeint ist.
Wir bitten Prominente um ihre ganz persönliche Bucket-List und sind überrascht, was wir dabei alles über einen Menschen erfahren!
Yared Dibabas Bucket List
- Eine Weltreise mit der Familie machen
- Russisch und Arabisch lernen
- Einen eigenen Song auf der Gitarre spielen und dazu singen
- Ein Drehbuch schreiben
- Marathon laufen
- Eine Bar am Lake Langano aufmachen
- Die Pole besuchen
- Eine eigene Show mit Showtreppe moderieren
- Ins Weltall fliegen
- Eine Schule in Oromia eröffnen
Ich bin kein Aussteiger-Typ!
Jule Gölsdorf: Du möchtest auf Weltreise gehen, wohin denn überall?
Yard Dibaba: Es geht gar nicht nur um die Reise an sich, sondern darum, mit der Familie unterwegs zu sein. Ich habe mit der Sendung „Die Welt op Platt“ schon alle Kontinente bereist und hatte immer das Gefühl: Das sind Orte, die würde ich gerne mit der Familie sehen, mit meiner Frau, meinen Kindern, meinen Geschwistern, meinen Eltern. Ich stelle es mir einfach total schön vor, mit so einer großen Bagage zu verreisen, sich auszutauschen über die unterschiedlichen Kulturen, Bräuche, Menschen, das Essen und die Mentalitäten, das ist eine große Bereicherung.
JG: Jetzt bist du aber so ein Arbeitstier, glaubst du, du könntest wirklich aussteigen?
YD: Ich bin kein Aussteiger-Typ in dem Sinne, ich habe das Aussteigen und woanders wieder einsteigen ja schon hinter mir, aber mal zu sagen, ich lege ein halbes Jahr alles hin und mache mich vom Acker, das würde ich gerne können, aber jetzt kann ich es noch nicht!
JG: Wo bist du denn ausgestiegen?
YD: Ich habe meine Heimat Oromia verlassen, da bin ich ausgestiegen und nach Deutschland gekommen, nach ein paar Jahren sind wir wieder zurück und dann wieder hierher, das waren schon mehrere Ein- und Ausstiege, unterschiedliche Kulturen und Länder. Für viele ist das Selbstfindung und Abenteuer, ich habe das eher unfreiwillig gemacht.
Russisch hat ganz viel Charakter.
JG: Du willst Russisch und Arabisch lernen, bist du sprachbegabt?
YD: Ich liebe Sprachen und bin mehrsprachig groß geworden. Bis zu meinem zehnten Lebensjahr habe ich schon vier Sprachen gelernt: Deutsch, Englisch, Oromia, das war meine Muttersprache und Amhare, die Amtssprache in Äthiopien. Ich habe immer gemerkt, durch Sprachen findet man sich sofort zurecht, hat gleich Kontakt zu den Menschen und kann am Leben teilnehmen. Und man lernt ja nicht nur die Kommunikation, sondern auch total viel über die Kultur und die Mentalität. Ich finde, Russisch klingt total schön, das ist eine Sprache, die ganz viel Charakter hat.
JG: Die arabische Welt ist groß, gibt es eine Region, die dich besonders interessiert?
YD: Im Grunde interessiert mich die arabische Region generell, ich bin in diese Kultur einfach noch nicht eingetaucht, das sind Mentalitäten, die ich gerne kennenlernen würde, weil sie in vielen Dingen ganz anders sind.
JG: Du möchtest gerne einen eigenen Song auf der Gitarre spielen und singen. Du singst ja schon, trittst auch auf, warum geht das bislang nicht?
YD: Texten kann ich, ich habe schon ein paar Songtexte geschrieben, komponiert aber noch nicht. Und so einen Song dann live zu singen und dazu zu performen, das erfordert eine gewisse Virtuosität in allen Bereichen, die habe ich zur Zeit noch nicht. Wenn ich das zuhause alleine mache, dann gibt es ein paar Songs, die spiele ich und singe dazu, und denke, ach eigentlich könntest du das mal vorspielen, und wenn ich das im kleinen Kreis dann mache, bin ich total aufgeregt und verbocke das!
JG: Du bist ja Moderator, hat moderieren und auf der Bühne auftreten was miteinander zu tun?
YD: Das sind zwei total unterschiedliche Formen, sich auszudrücken. Beim Singen gibt man sehr viel von sich selber Preis, da muss man sich auf der Bühne öffnen und sich zeigen. Beim Moderieren steht der Inhalt im Vordergrund, ein bestimmtes Thema oder Gäste, die man interviewt, da muss man sich selbst eher zurücknehmen.
Der Kamerablick ist ein No-Go! Das ist typisch Moderator!
JG: Worum soll es in deinem Drehbuch gehen?
YD: Ich habe eine Idee im Kopf, es geht im weitesten Sinne um die Begegnung von Kulturen. Ich trage ja mehrere Heimaten in mir und es ist so interessant, wie unterschiedlich Dinge in verschiedenen Kulturen gehandhabt werden, wie Menschen miteinander umgehen. Es gibt ja immer unterschiedliche Perspektiven und das finde ich faszinierend. Ich würde gerne unterschiedliche Geschichten und Hintergründe zusammenbringen und mal gucken, wie die Mischung funktioniert. Das ist ein bisschen wie beim Chemiker, wenn man das eine Element mit dem anderen zusammenbringt, und darauf wartet, wie das reagiert. Das würde ich dann gerne verfilmen, mit guten Schauspielern besetzen und wenn es geht, würde ich auch gerne noch eine Rolle darin spielen.
JG: Willst du die Hauptrolle übernehmen?
YD: Mir geht es gar nicht um die Hauptrolle, sondern einfach darum, in so einem Projekt mitzuspielen. Ich bin ja auch zur Schauspielschule gegangen und ich hätte einfach gerne eine Rolle, die gut zu mir passt. Wenn ich mal den Theaterwissenschaftler Stanislawski zitieren darf: Es gibt keine kleinen Rollen, es gibt nur kleine Schauspieler. Das heißt, man kann jede Rolle gut ausfüllen, wenn man sie nur gut genug spielt.
JG: Man muss nur aufpassen, dass man als Moderator nicht in die Kamera guckt…
YD: Stimmt, als wir das Video zu meinem Song gedreht haben, gab es Szenen, wo man in die Kamera guckt und andere, wo das nicht der Fall war, und ich hab natürlich an der falschen Stelle hineingeschaut, da war die ganze Szene im Eimer! Ein absolutes No-Go! Das ist typisch Moderator!
Die Oromos sind eine absolute Läufernation!
JG: Auch du willst einen Marathon laufen, warum wollen das so viele Moderatoren? Sven Lorig, Thorsten Schröder, Peter Kloeppel, was ist da dran?
YD: Ich komme ja aus einem Läuferland, die Oromos sind ja eine absolute Läufernation, der zweifache Olympiasieger kommt aus meiner Heimat, der hat die Goldmedaille übrigens barfuß geholt! Es gibt in Oromo einfach viele, die gut sind, das kann auch daran liegen, dass wir im Hochland geboren wurden und von Kind auf das Höhentraining absolviert haben. Deshalb hab ich so die innere Verpflichtung, dass ich das auch mal machen muss. Gerade habe ich aber den Halbmarathon verpasst, weil ich mich an der Achilles-Ferse verletzt habe, dabei war ich echt gut in Form! Aber dann vielleicht ein anderes Mal!
Eine Bar am See - vielleicht bin ich selbst mein bester Gast!
JG: Wo ist der Lake Langano?
YD: Auch in meiner Heimat! Das ist ein toller See, von Steppe umgeben, da war ich als kleiner Junge mit meinen Eltern und da haben wir tolle Ferien verbracht! Und irgendwie hab ich gedacht: Wenn ich mal zurückgehe, will ich da ein kleines Häuschen haben und eine Bar eröffnen, mit einer netten Terrasse, von der aus man auf das Wasser guckt und den Sonnenuntergang erleben kann.
JG: Hast du denn schon mal als Barkeeper gearbeitet?
YD: Ich habe nur zwischendurch mal auf einem Bierwagen gearbeitet. Und für eine Rolle habe ich das barkeeping mal gelernt, das fand ich faszinierend. Ich bin auch eigentlich gar nicht so ein Barmensch, vielleicht wäre ich auch einfach nur selbst mein bester Gast! Aber ich stelle mir das nett vor, eine Bar mit Musik, wo ein paar Mal die Woche jemand auftritt, das ist eine Atmosphäre, die ich mir für die späteren Jahre gut vorstellen kann.
JG: Bist du generell hart im nehmen?
YD: Ich glaube schon, dass ich beim Arbeiten ordentlich zupacken kann und nicht gleich losheule!
JG: Du willst die Pole besuchen …
YD: Genau, die Arktis und die Antarktis, das ewige Eis würde ich gerne mal sehen, riechen, wie die Luft dort ist, ich würde das Eis auch gerne mal probieren, wobei ich gar nicht weiß, ob man das darf. Diese Einsamkeit, die Stille, das muss ein ganz besonderes Gefühl sein. Ich würde gerne beide besuchen, um den Unterschied zwischen Nord- und Südpol zu sehen, die Pole sind ja wirklich gegensätzlich und ich würde gerne herausfinden, ob man den Gegensatz auch spürt.
JG: Es gibt ja Kreuzfahren ins Eis, wäre das was?
YD: Das wäre mir zu touristisch, ich würde das lieber als Expedition machen, mit dem Schlitten. Ich liebe ja das Wetter und die Jahreszeiten und würde da total gerne die Kälte, das Klima, den Wind und die Sonne aufsaugen. Mit einer Kreuzfahrt würde mir das zu schnell gehen und das wäre mir auch zu komfortabel. Es muss auch ein bisschen weh tun.
JG: Du hättest gerne eine eigene Show mit Showtreppe, wer soll zu Gast sein?
YD: Menschen, die eine Geschichte zu erzählen haben, die was drauf haben, musikalisch und tänzerisch, die was erlebt haben. Ich liebe die Showtreppe und das Entertainment, mir macht das Spaß, das könnte ich dann auf der Bühne ausleben, wenn es dann noch eine Sofaecke gibt, wo ich ein bisschen schnacken kann, das wäre ein Traum!
Ich würde gerne einen Außerirdischen kennenlernen!
JG: Du möchtest ins Weltall, es gibt ja Richard Branson, der das anbieten will, würdest du mitfliegen?
YD: Wenn der jetzt sagen würde, Mensch, ich hätte da noch einen Sitz frei, da wäre ich dabei, das würde ich sofort machen!
JG: Was macht die Faszination denn aus? Die Erde mal aus der Ferne zu sehen?
YD: Ja, und auch das Gefühl, zu schweben. Aber auch der Blick auf die Erde, ich glaube, es ist faszinierend sich in diesen Sphären da oben zu bewegen. Und es zeigt einem auch noch mal, wie klein wir Menschen sind und wie klein die Rolle ist, die wir auf diesem Planeten spielen. Dass wir uns der Natur unterzuordnen haben und Respekt haben sollten vor der Natur. Ich glaube, das spürt man da oben nochmal ganz anders.
JG: Glaubst Du an außerirdisches Leben?
YD: Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Warum sollten wir die Einzigen sein? Manchmal stelle ich mir vor, dass die Außerirdischen total anders sind, dass die Rüssel haben, dann denke ich wieder, nein, die sehen bestimmt genauso aus wie wir, aber wie sprechen die? Ich würde gerne einen Außerirdischen kennenlernen!
Ich vermisse meine Heimat sehr!
JG: Letzter Punkt – du willst eine Schule in Oromia eröffnen?
YD: Ich habe das große Glück gehabt, dass ich in Europa im Wohlstand zur Schule gegangen bin, eine Bildung genossen habe und die Gelegenheit hatte, das machen zu können, was ich will und was mir gefällt und ich wünsche mir, dass alle Menschen diese Chancen haben. Chancengleichheit ist eine ganz entscheidende Voraussetzung dafür, dass es Gerechtigkeit auf der Erde gibt. Ich würde gerne Kindern aus meiner Heimat, die vom Bürgerkrieg gebeutelt sind, die Möglichkeit geben, zur Schule zu gehen, sich einen Beruf auszusuchen. Ich würde gerne das zurückgeben, was ich bekommen habe im Laufe meines Lebens!
JG: Vermisst du deine Heimat?
YD: Ja, total! Ich vermisse meine Heimat sehr! Ich würde gerne dorthin reisen, meine Familie wiedersehen, ich würde gerne meinen Kindern und meiner Frau meine Heimat zeigen! Aber leider geht das im Moment nicht, weil es dort den Bürgerkrieg gibt, wo auch Kinder und Jugendliche hingerichtet werden. Und dadurch, dass ich mich auch öffentlich dazu äußere, bin ich natürlich auch gefährdet und kann dort nicht hinreisen. Ich würde es aber gerne und habe großes Heimweh!