Die Buchmesse ist gerade vorbei – und es bleibt jede Menge Lesestoff – Krimis sind ja schon lange im Trend, wem aber ein ganzer Roman gerade zu lang ist, kann sich ja auch mal an einer Kurzgeschichte versuchen. Kriminalfälle gibt es ja genug – übrigens auch in der Realität – und auch da jede Menge ungelöste Fälle!
Die beiden Herausgeber Christian Jaschinski und Robert C. Marley haben sich gedacht: Warum diese Fälle nicht mal neu aufrollen und zuende schreiben – zusammen mit namhaften Krimiautoren. Unsere Jule hat übrigens auch mitgemacht – und sich die Geschichte der Frankfurter Prostituierten Rosemarie Nitribitt vorgenommen.
Wir haben mit den beiden Herausgebern über ihr Projekt gesprochen.
Wir wollten was machen, das es so noch nicht gegeben hat!
Christine: Ein Buch mit ungelösten Kriminalfällen – wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Robert C. Marley: Als wir vor gut zwei Jahren an der Idee für eine neue Anthologie arbeiteten, waren wir uns schnell einig: Wir wollten unbedingt etwas machen, das es so in dieser Form noch nie gegeben hat.
Christian Jaschinski: Und da wir ohnehin in Roberts Kriminalmuseum zusammen saßen, umgeben von den Relikten ungelöster Verbrechen, war das Thema schnell gefunden.
C: Wie habt Ihr die Geschichten ausgewählt?
RCM: Zunächst haben wir gezielt Autorinnen und Autoren angefragt, die wir besonders gern dabei haben wollten und erklärten ihnen das Konzept. Sehr gefreut hat uns natürlich, dass sie sofort Feuer und Flamme waren, als sie von der Idee hörten.
CJ: Das Ganze war schon eine große Herausforderung, da es sich ja um wahre Kriminalfälle handelt. Einige Autoren gingen sogar so weit, dass sie die Original-Polizeiakten einsahen. Wir achteten selbstverständlich darauf, keine Doppelungen im Buch zu haben.
RCM: Allerdings gibt es eine beabsichtigte Ausnahme – den Fall Lizzie Borden. Er ist so interessant, dass sich zwei Autorinnen mit verschiedenen Aspekten der Tat befassten.
C: Ist das nicht eine heikle Sache – weil es ja möglicherweise noch Angehörige gibt, die das lesen könnten?
CJ: Über diese Frage haben wir im Vorfeld stundenlang diskutiert. Letztendlich galt folgende Regel: über Verstorbene darf man alles sagen, sie sogar einer Kriminaltat verdächtigen, noch lebende Personen mussten umbenannt werden. Das kam aber nur für wenige Fälle in Betracht.
RCM: Mit diesen Einschränkungen im Hinterkopf, machten sich alle sofort mit großer Begeisterung an die Recherche. Und die Ermittlungsergebnisse können sich ja auch sehen lassen
Die Ermittlungsergebnisse können sich sehen lassen!
C: Was für Geschichten sind drin?
RCM: Nur gute natürlich. (lacht) Aber mal im Ernst: das Spektrum der 22 Storys ist schon phänomenal. Vom Doppelmord in Massachusetts über einen Millionenraub in Tokyo bis hin zum wenig bekannten Serienkiller von Bielefeld ist eigentlich alles dabei.
C: Welche hat euch besonders überrascht?
CJ: Grundsätzlich hat uns eigentlich gar nichts überrascht, weil uns als Kriminalschriftsteller keine menschlichen Abgründe fremd sind. Vielmehr haben wir uns über die kreative und erfolgreiche Ermittlungsarbeit gefreut. Selbst der bekannte Profiler Axel Petermann, den wir für das Vorwort gewinnen konnten, war heilfroh, dass sich die Einbildungskraft der Krimiautorinnen und –autoren nicht mit krimineller Energie verbindet.
Viele ungelöste Fälle – versagt die Polizei?
C: Erstaunlich, dass es überhaupt so viele ungelöste Fälle gibt – was sagt das über unsere Polizei?
RCM: In einem Buch zusammengefasst wirkt es natürlich so, als ob es sehr viele ungeklärte Verbrechen gäbe. Tatsächlich aber liegt die Aufklärungsrate für Kapitalverbrechen weltweit bei ungefähr 90 %.
CJ: Und mysteriöse Cold Cases zu finden, ist in Wahrheit gar nicht so leicht. Ein für Leser interessanter Fall muss ja auch immer sehr geheimnisvoll sein, damit er das gewisse Etwas hat.
C: Macht Ihr auch Lesungen?
CJ: Natürlich. Sehr gerne und mit wachsender Begeisterung. Wir rücken mit verschiedenen Autoren an, machen zwischen den Geschichten Musik und Robert bringt aus seinem Museum immer ein paar kriminalhistorische Relikte mit.
RCM: Als Autor, der ja die meiste Zeit allein vor sich hin schreibt, ist der Kontakt mit dem Leser und die unmittelbare Reaktion auf die Geschichten extrem wichtig. Und außerdem macht es einen Riesenspaß.
C: Wenn das gut läuft – gäbe es denn noch genug Stories für ein zweites Buch?
RCM: Das Konzept ist so ungewöhnlich, dass wir schon von verschiedenen Seiten gefragt worden sind, ob es eine Fortsetzung geben wird. Und, Christian, was haben wir geantwortet?
CJ: Neue Fälle? Auf jeden Fall!!!
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