Thorsten Schröder: "Ich möchte Trainer vom FC St. Pauli werden!"
Er ist Tageschau-Sprecher, Moderator, Extremsportler - aber was möchte Thorsten Schröder unbedingt noch abhaken, bevor er stirbt?
The Bucket List: things to do before you die!
Spätestens seit der Tragikkomödie "Das Beste kommt zum Schluss", in der Jack Nicholson und Morgan Freeman eine Liste erstellen, was sie vor ihrem Tod noch alles erleben wollen, wissen die meisten, was mit einer "Bucket List" gemeint ist.
Wir bitten Prominente um ihre ganz persönliche Bucket-List und sind überrascht, was wir dabei alles über einen Menschen erfahren!
Thorsten Schröders Bucket List
- Beim Ironman Hawaii starten
- Mit dem Fahrrad durch den Iran touren
- Spanisch lernen
- Ein Jahr in Frankreich leben
- Im Sommer eine Nacht durchtanzen und danach mit meiner Frau im Arm an der Elbe sitzen und Vino trinken
- Eine Sendung wie den "ARD-Weltspiegel" moderieren
- Besser Klavier spielen
- Salsa tanzen
- Vom Weltall aus auf die Erde blicken
- Trainer beim FC St. Pauli werden
Ich kann jeden verstehen, der sagt, das ist bescheuert!
Jule Gölsdorf: Du bist schon dreimal in der Langdistanz bei einem Ironman gestartet, hast in einem früheren Interview mal gesagt, du wolltest eigentlich keinen Versuch mehr starten, in Hawaii dabei zu sein. Jetzt steht der Ironman Hawaii doch auf der Liste. Warum?
Thorsten Schröder: Generell ist der Aufwand natürlich sehr groß, man muss viel trainieren und viel Zeit investieren. Das geht nicht immer in Kombination mit der Familie, meiner Freundin und dem Job. Aber ein Ironman ist einfach eine herausragende Veranstaltung, ein wirklich beeindruckendes Erlebnis. Und Hawaii ist der Ursprung der Langdistanz, da spielt natürlich auch der Mythos Hawaii eine Rolle. Die Leute sind so begeistert davon, deshalb wollte ich mich auch mal dafür qualifizieren. Meine Triathlon-Karriere fühlt sich so einfach unvollendet an!
JG: Was ist denn so toll an dem Erlebnis? Für den Normalo klingt es ziemlich verrückt, einen Ironman mitzumachen!?
TS: Ich kann jeden verstehen, der sagt, das ist bescheuert! Wozu diese Quälerei!? Aber ich finde es faszinierend, dass ich in der Lage bin, meinen Körper und auch mental so zu trainieren, dass ich eine solche Strecke durchhalte. Und dann dieses Fragezeichen, das man immer hat, wenn man an den Start geht. Es kann so viel schief gehen, man kann einen Platten haben, der Magen kann rebellieren, weil er das Kohlenhydratgel nicht verträgt, von dem man sich hauptsächlich ernährt. Und die Frage: Schafft man noch den Marathon, nachdem man schon 180 km Fahrrad gefahren ist, oder hat man schlappe Beine? Ich finde es sehr geil, wenn das funktioniert! Auch wenn man vor Aufregung kaum geschlafen hat und es dann trotzdem schafft!
Ich bin nicht in der midlife crisis!
JG: Es gibt Leute, die sagen, man läuft da vor irgendetwas weg?
TS: Das kann sein, ich glaube aber, bei mir ist es anders. Eine midlife crisis habe ich jedenfalls nicht! Ich mache einfach schon verdammt lange viel Sport, so war es eine besondere Herausforderung, einen Ironman in Angriff zu nehmen. Andere haben vielleicht einen bestimmten Anlass, nach einer schweren Krankheit oder weil sie vorher dick waren, die wollen ihr Leben ändern. Bei mir war es eher ein kontinuierliches Vorgehen. Ich mache schon seit 20 Jahren Triathlon und habe mir einfach neue Ziele gesucht.
JG: Du willst mit dem Fahrrad durch den Iran touren, das ist ein recht exotisches Reiseziel, bist du schon mal dort gewesen?
TS: Nein, noch nicht, aber es ist ein sehr spannendes Land mit einer interessanten Kultur. Wie ich gehört habe, sind die Menschen sehr gastfreundlich. Trotz der politischen Schwierigkeiten würde mich das sehr reizen.
JG: Aber es ist natürlich vieles beschränkt, gibt oft Kontrollen, Alkohol ist nicht erlaubt?
TS: Alkohol trinke ich auf meinen Touren sowieso kaum. Und dann fällt das Bierchen am Zelt halt mal aus. Und viele Kontrollen kenne ich aus Osteuropa, das stelle ich mir nicht so schwierig vor. Mich interessieren einfach fremde Kulturen, deshalb war ich ja auch schon in so vielen Teilen der Welt.
JG: Was hat dich am meisten beeindruckt?
TS: Der Karakorum-Highway von Pakistan nach China. Vorbei an den 7000er und 8000er Bergen, eine grandiose Landschaft! Ich bin noch nie durch so ein Hochgebirge gefahren, du hast da diese Gipfel vor dir, das ist schon imposant. Und die Kultur in einem muslimisches Land ist natürlich auch spannend, auch wenn die Begegnungen mitunter erschreckend waren, weil ich Leute getroffen habe, die Hitler ganz toll fanden, da wird einem dann schon anders! Aber mal abgesehen davon waren die Leute sehr nett und sehr gastfreundlich. Man kommt natürlich auch schnell mit Menschen in Kontakt, wenn man mit dem Fahrrad reist.
JG: Du hast ja auch oft im Zelt übernachtet, bist du eher bodenständig vom Typ?
TS: Ja, ich glaube schon. Luxus ist auch mal schön, aber es geht auch ohne. Auf solchen Touren mag ich es, nur die Basics zu haben. Das erdet. Ich bewege mich sehr gerne in der Natur und finde es schön, auf einer Wiese oder an einem Fluss gemütlich vor dem Zelt zu hocken.
Ich habe kein Testament gemacht!
JG: Ist ja aber auch nicht ganz ungefährlich. Ist Dir schon mal etwas passiert?
TS: Nein, noch nie, obwohl ich schon in vermeintlich gefährlichen Ländern war. Ich wurde vor allem vor meinen Reisen in Rumänien und Südafrika vor Überfällen gewarnt. Da überlegte ich kurz, ob ich sicherheitshalber mein Testament mache, aber auch diese Touren habe ich überlebt – und zwar ohne Probleme.
JG: Hast du ein Testament gemacht?
TS: Nein. Das liegt wahrscheinlich an den guten Erfahrungen. Ich habe immer nur nette oder schlimmstenfalls gleichgültige Leute getroffen. Viele von uns stellen es sich in fernen Ländern viel gefährlicher vor als es wirklich ist. Meistens bin ich aber auch in ländlichen Gegenden unterwegs. Und abseits der Großstädte sind die Menschen oft sehr gastfreundlich und freuen sich, wenn jemand mit dem Fahrrad in ihr Dorf kommt und sich für sie interessiert.
JG: Sprichst Du französisch?
TS: Ja, das klappt ganz gut, das hab ich in der Schule gelernt, danach war ich öfter in Frankreich. Ich habe mir dann privat eine Französisch-Lehrerin geleistet, um eine anständige Konversation hinzubekommen.
JG: Ich frage auch nur deshalb, weil du ein Jahr in Frankreich leben, aber spanisch lernen willst? Warum eigentlich nur ein Jahr Frankreich, wäre doch was für die Rente?
TS: Ich glaube nicht, dazu bin ich wohl zu heimatverbunden. Aber für ein Jahr in einem anderen Land zu leben, wäre schön. Das ist mir während meines Studiums nicht vergönnt gewesen. Damals wollte ich eigentlich nach Irland, habe aber kein Stipendium bekommen. Dann hatte ich mich während meiner Zeit beim Radio für einen Austausch mit Frankreich beworben, aber dann kam das Angebot von der Tagesschau und Frankreich war kein Thema mehr.
Mir gefällt das savoir-vivre!
JG: Was gefällt dir denn so an Frankreich?
TS: Die Landschaft ist toll, gerade im Süden, die Berge, die Flüsse, das Grün, wenig Straßenverkehr, da ist auch kulturell noch einiges vorhanden, schöne mittelalterliche Städte – und dann gefällt mir natürlich auch das savoir-vivre, gutes Essen, guter Rotwein, darauf freue ich mich immer! Und ich würde einfach gerne mal etwas tiefer in das Leben dort eintauchen und nicht nur als Tourist zu Besuch sein.
JG: Und warum möchtest du Spanisch lernen?
TS: Ich finde die Sprache einfach schön, sie klingt wie Musik in meine Ohren und ist nicht so weit entfernt vom Französischen, mir also nicht völlig fremd. Und ich würde gerne mal nach Südamerika reisen, und da ist es ja immer besser, wenn man die Sprache kann.
JG: Du würdest gerne eine Nacht im Club durchtanzen und bei Sonnenaufgang mit einer Frau an der Elbe sitzen und Wein trinken? Das klingt einfach, warum kommt es nicht dazu?
TS: Dazu müsste ich mal wieder in einen Club gehen und durchtanzen, das habe ich lange nicht mehr gemacht. Nächte mache ich schon genug bei meinen Nachtschichten durch. Mir fällt es deswegen leider nicht so leicht, mich aufzuraffen. Aber als Student war ich natürlich oft lange unterwegs. Das ist jetzt ist schwieriger, mit all den Nacht- und Frühdiensten.
Salsa ist großartig, hingebungsvoll und erotisch!
JG: Apropos tanzen ...
TS: Salsa, das wäre mal wieder etwas! Ich habe mal in einem Club gesehen, wie ein Pärchen Salsa getanzt hat. Großartig, wie geschmeidig und hingebungsvoll sie sich bewegt haben, und sehr erotisch. Ich war früher mal in einem Salsa-Kurs, das ist aber schon ein paar Jahre her. Deswegen bekomme ich heute wohl nur noch den Grundschritt hin und ein paar einfache Figuren, mehr kann ich nicht mehr. Daher würde ich das gerne wieder auffrischen - und meine Freundin würde sich sicher auch freuen!
JG: Schauen wir noch auf den Job – du würdest gerne eine Sendung wie den „ARD-Weltspiegel“ moderieren. Warum?
TS: Das ist einfach eine Sendung, die ich gut finde. Und als einer, der viel reist und viel unterwegs war, könnte ich da mein Interesse vor der Kamera hemmungslos ausleben. Die Sendung gibt einfach tolle Einblicke in die fernsten Ecken dieser Welt, mit Geschichten, die überraschen. Das würde einfach gut zu mir passen, da hätte ich wirklich Spaß dran. Das ist dann jetzt meine Bewerbung für den Job! (lacht)
JG: Wäre Auslandskorrespondent nicht auch eine Option? Oder Filmemacher?
TS: Als ich noch beim Radio gearbeitet habe war ich oft als Reporter unterwegs und saß nicht nur im Studio. Aber damals hat mich Fernsehen nicht so interessiert, ich wollte immer zum Radio, deshalb habe ich mich um das Filmemachen nicht gekümmert. Mittlerweile würde ich mich gerne mal als Autor versuchen. Ein Job als Auslandskorrespondent steht nicht an, das ist nicht besonders realistisch.
JG: Aber wenn man dir den Job als Korrespondent anbieten würde, dann hättest du Lust?
TS: Na, klar! Da hätte ich nichts dagegen! Aber ehrlich gesagt: ich habe derzeit tolle Jobs, die mich voll und ganz ausfüllen.
JG: Du würdest gerne besser Klavier spielen. Was kannst du denn?
TS: Jedenfalls keine schwierigen Meisterwerke. Ich habe vor drei Jahren vorerst Schluss gemacht mit den Klavier-Stunden, das habe ich neben dem Ironman-Training nicht mehr geschafft. Fünf Jahre lang hatte ich Unterricht, habe erst mit 40 angefangen und in dem Alter geht einem das Klavierspielen leider nicht mehr so locker von der Hand! Aber wenn meine Ironman-Karriere beendet ist, fange ich wieder richtig an.
JG: Was versprichst du dir von dem Erd-Blick?
TS: Es muss faszinierend sein, die Erdkugel aus der sehr weiten Ferne zu betrachten, bei Fotos bekommt man davon schon einen Eindruck. Aber das selbst zu erleben muss beeindruckend sein. Ich wüsste gerne, wie es sich anfühlt, wenn die Erde so klein und einfach nur schön aussieht. Und ich muss überprüfen, ob man von da oben wirklich die Chinesische Mauer erkennen kann, wie behauptet wird.
Als Kind wollte ich Profi-Fußballer werden!
JG: Was mich wirklich überrascht hat: Du willst Trainer vom FC St. Pauli werden?
TS: Ja, ich bin von Haus aus Fußballer! Als Kind wollte ich Profi-Fußballer werden, ich bin quasi mit einem Ball am Fuß groß geworden. Ich könnte jetzt sagen, dass eine Operation an der Wirbelsäule mir meine große Karriere verbaut hat, aber ich fürchte, auch wenn ich gesund geblieben wäre, hätte es zum Profispieler nicht gereicht. Aber jetzt wäre die aktive Zeit ja eh vorbei, da könnte ich doch Trainer werden!
JG: Aber warum denn vom FC St. Pauli?
TS: Weil das mein Verein ist! Ich bin vor 33 Jahren zum ersten Mal in diesem kleinen Stadion gewesen, man hörte die Spieler keuchen, ein paar tausend Leute haben für eine grandiose Stimmung gesorgt, es gab die bunten Leute aus der Hafenstraße, daneben standen der Rechtsanwalt und der Hafen-Arbeiter, eine lustige Mischung. Pauli ist ein einfacher Club, der nie viel Geld hatte und damals nicht besonders gut gespielt hat, aber dafür immer mit Leidenschaft! Ich habe eine Lebensdauerkarte, die könnte ich einem Kumpel vermachen, wenn ich Trainer werde, dann brauche ich sie ja nicht mehr! Wobei ich mit dem aktuellen Trainer überaus zufrieden bin, der soll erst mal bleiben, aber wenn er in Rente geht, stehe ich gerne zur Verfügung.
JG: Wer wird Europameister? Und wie guckst du Fußball?
TS: Deutschland natürlich! Aber ich würde auch Island oder Wales akzeptieren, zur Not auch Frankreich. Ich bin ganz entspannt, weil wir schon Weltmeister sind, da wäre der EM-Titel ledigliche eine nette Zugabe. Ich gucke gerne mit Freunden zusammen, und dazu wird gegrillt. Ich kann nicht ruhig auf dem Sofa sitzen, sondern gehe richtig mit und bei Bedarf wird lautstark und ausgiebig gejubelt!